Rhino's Revenge Biografie - Eagle Rock Deutschland (2000)

Wovon meine Lieder handeln? Von Sachen, die mich ankotzen. Ich hasse Proleten, und ich mag diese Verschwendungsmentalität überhaupt nicht. Ich mag keine Leute ohne Moral. Ich bin eine Art einsamer Verfechter solcher Auffassungen. Hey, das mag vielleicht nicht gerade typisch Rock 'n' Roll sein, aber was soll's. Meiner Meinumg nach sollte Musik etwas sein, dem man zuhört, und nicht etwas, das einfach so an dir vorbeirauscht."

John "Rhino" Edward ist nicht gerade ein Diplomat des Rocks. Er hat einen unmissverständlichen Standpunkt zu Dingen - getragen von einer ebenso kompromisslosen Art von Musik. Und wie würde er diese konkret beschreiben? "Rhino Rock. Thug Rock. Animal Rock. Heavy Rock. Pop Rock ... mit dem Hauptaugenmerkauf die Songs. Das trifft's wohl am ehesten."

Doch was hat es mit diesem Rache- (=Revenge) Gedanken auf sich? "Eine Menge Leute haben in all den Jahren immer wieder prognostiziert: Du wirst es nie zu etwas bringen. Du wirst nie irgendetwas auf die Beine stellen. Du kannst nicht singen, du bist ein lausiger Bassist, du kannst keine Lieder schreiben. Rhino's Revenge ist eine schallende Ohrfeige ins Gesicht derjenigen Leute, die mich immer runtergemacht haben. Es ist der Stinkefinger für alle diese Typen - und sie wissen schon, wer gemeint ist - die mir immer attestiert haben, dass ich es nie zu etwas bringe. Dieses ist mein Kommentar dazu: "Hier habt ihr's, und jetzt verpisst euch!' Ich vermute, dies ist meine Art, es all den Leuten heimzuzahlen. Aber nicht Status Quo. Nicht Status Quo."

Und wie hat sich alles zugetragen? In den letzten fünfzehn Jahren war John "Rhino" Edwards ein voll professioneller Bassist in jener Band, die hinsichtlich britischer Hitsingles nach offizieller Bestätigung die erfolgreichste Gruppe aller Zeiten ist. Er tourte mit Status Quo in der ganzen Welt, mit einer Band also, die vermutlich als einzigeFormation überhaupt in der Lage ist, jedes Jahr aufs Neue eine komplette Arena-Tournee in England auszuverkaufen - und die sich,in Bezug auf Aufnahmen und Komponieren, zur zentralen Macht gemausert hat.

Also alles Erfolgsbilanzen, die die Frage aufwerfen, weshalb jemanden das Gefühl beschleicht, ein eigenes Album aufnehmen zu wollen. "Ich setzte mich eines Abends hin und schrieb einen Song mit dem Titel "Julia".Er gefiel mir auf Anhieb. Ich spielte das Lied, und dachte: Es ist wirklich grossartig! Ich sang das Stück, hatte aber das Gefühl, dass es keinen Sinn machen würde, ihn Status Quo zu präsentieren. Denn Francis und Rick würden ihn garantiert nicht singen wollen, die gesamte Band würde ihn nicht spielen wollen. Er klang sehr nach 60er Jahre, sehr psychedelisch. Und plötzlich dachte ich: Moment mal, mir gefällt dieses Lied wirklich.....warum schreibe ich nicht einfach ein paar Songs und produziere eine EP. Nur so zu meinem eigenen Spass! Einfach nur, um sie Quo Fans zu präsentieren, oder auch einigen anderen interessierten Leuten, die sagen: "Okay, das ist halt eine andere Seite von mir. Denn obwohl ich Mitglied von Status Quo bin, bin ich eigentlich eine Person mit vielen Facetten, um es mal so auszudrücken."

Ein kurzer Überblick über Rhinos bisherige musikalische Karriere - bevor er zu Quo stiess - belegt diese Aussgbae unzweifelhaft. Er trat zum ersten Mal bei "Top of the Pops" in einem silbernen Astronautenanzug in Erscheinung, und spielte dort mit der französischen Band Space, deren Song "Magic Fly" im Jahre 1977 Platz 2 erreichte. Er tourte, komponierte und musizierte viele Jahre mit Judie Tzuke. Er spielte mit dem legendären Ex-Fleetwood Mac Genie Peter Green. Er war Mitglied er Climax Blues Band, der Kim Wilde Band sowie der Dexy's Midnight Runners, und spielte Bass auf deren Top20 Single "Let's get this straight (from your heart)". Er spielte Sessions mit den Pet Shop Boys, Nick Kamen und auf dem Soloalbum von Quo's Rick Parfitt - ein Job, der ihm schliesslich im Jahre 1985 die Verpflichtung von Status Quo bescherte.

Rhino hat schon immer eigene Zeichen als Songschreiber gesetzt. Er co-komponierte Quo's '94er Top40 Hit "Sherry don't fail me now' und im gleichen Jahr für den britischen Fussballverein Manchester United den Nr.1 Hit "Come on you reds", zusammen mit dessen Nachfolger "We're gonna do it again", der ein Jahr später immerhin Rang 6 erreichte.

Alles das, vor allem aber Quo's pausenloses Arbeitsprogramm, liessen Rhino kaum genügend Zeit, weiter an seinem eigenen Material zu arbeiten. Er sang alle Songs selbst, produziert wurden die Stücke von Mike Paxman, der auch schon bei Quo's weltweit erfolgreicher Eagle Records-Veröffentlichung Under the Influence ebenso an den Reglern sass, wie beim aktuellen Cover-Album Famous in the last century.

Rhino und Paxman kennen sich bereits aus gemeinsamen Tagen bei Judie Tzuke, für die Paxman komponierte und produzierte. "Ich bat Mike darum, Rhino's Revenge mir zum Gefallen zu produzieren - ich vermute, er hatte keine Ahnung, auf was er sich da einliess. Es hätte sicherlich in sechs Wochen abgeschlossen sein können, aber es dauerte schliesslich viereinhalb Jahre. Ich begann am 3. Januar 1996 damit, 'Julia' zu komponieren, und das Album kommt jetzt im Sommer 2000 heraus - übrigens ohne diesen speziellen Song. Es hing alles an der Frage, das richtige Studio zu finden, denn wir wollten einen gleichbleibenden Sound bei möglichst grosser zeitlicher Flexibilität, um immer dann daran arbeiten zu können, wenn Mike und ich gleichzzeitig verfügbar waren."

Wir alle kennen die Quo-Witze über deren immer gleich Anzahl an Akkorden. Und natürlich erwarten Zuhörer nun einige Querverbindungen zwischen der Band und Rhino's Revenge. "Nun, die gibt es nicht. Ich bin zwar bereits seit fünfzehn Jahren in der Band, und natürlich hat Quo einen grossen Einflusss auf mich. Doch der Grund, weshalb meine Musik so andersartig ist, liegt in der Art, in der ich singe. Meine Songs basieren stärker auf den Gesangsdarbietungen, als die von Quo. Sie haben grossartige Stücke, die für sich alleine stehen können. Allerdings: Auf meinem Album gibt es auch einen Song mit nur zwei Akkorden."

Und Quo liessen es sich natürlich nicht nehmen dem Album etwas beizusteuern: Francis Rossi brillierte mit einem Solo in "Spend Spend Spend", Rick Parfitt spielte in "Jungle Love" und "Republican" (das ebenso einige backing vocals des früheren Go West-Frontmannes Peter Cox besitzt), während Quo's Keyboarder Andrew Bown auf "Rocker" und "Mine all Mine" zu hören ist. Judie Tzuke steuerte einige Chorgesänge bei, das Album wurde zudem in ihrem privaten Studio aufgenommen.

Es haut mich wirklich um, dass Francis, Rick und Andrew auf meiner Scheibe zu hören sind, denn ich liebe ihre Art zu spielen ausserordentlich. Ich denke, sie sind einfach heisse Typen! Ich bat Andrew, denn ich wollte die Art von Keyboards, wie er sie spielt. Ich fragte Rick, denn er ist ein solch starker Rhythmusspieler. Und ich bat Francis, auf "Spend Spend Spend" zu spielen, denn ich fand, dass dieses Stück perfekt zu ihm passt. Sie alle hatten ihren Spass, was für mich sehr erfreulich war. Denn Quo waren sehr hilfreich."

Schlussendlich: Welche Erwartungen hegt Rhino mit diesem Album? "Oh, dreifach Platin, vermutlich... nein, es wäre einfach ziemlich töricht gewesen, ein Album randvoll mit tollen Material aufzunehmen, dann die Gelegenheit zu haben, es zu veröffentlichen, und sie nicht zu nutzen. Wenn man etwas aufnimmt, hat man immer im Hinterkopf, es auch rauszubringen. Ich habe immerhin viel Zeit mit dem Komponieren dieser Songs verbracht. Ich bin glücklich, diese Scheibe zu veröffentlichen,und ich freue mich schon jetzt auf die nächste."