Pressebericht Zwickau 13.03.2003

copyright Freie Presse Zwickau

Vollgas in der Einbahnstraße Status Quo macht auf Heavy-Traffic-Tour in Zwickau Station: Hitmaschine mit Presslufthammer

Zwickau. Heavy Traffic - das sind die nervenden Lastzüge auf der Autobahn, die immer wollen und nicht so richtig können, die die rechte Spur verstopfen, im unrechten Moment keuchend zum Überholen ansetzen, den freien Mann auf freier Fahrt behindern und dann allesamt selbst überholt werden. Aber irgendwie sorgen sie doch dafür, dass der Schornstein raucht und dass die wendigeren Fahrzeuge eine stabile Karosserie haben. So ungefähr ist das auch mit Status Quo. Am Donnerstagabend machte ihr Schwerlasttransporter in der Zwickauer Stadthalle Station.

Seit über 35 Jahren auf der Bühne, hält Status Quo etwa ebenso lange an demselben fest, verweigert sich konsequent allen musikalischen Experimenten und hat seitdem mit wenigen Unterbrechungen nur noch eines: Erfolg. Seit die Ampel auf Presslufthammer-Rock-n-Roll gestellt wurde, produzierte die Band in Großbritannien einen Publikumshit nach dem andern, während sie die Kritik eher hämisch belächelt und auch schon mal unverhohlen „aufhören“ empfiehlt. Doch das ficht die bekennenden Mainstream-Rocker Francis Rossi und Rick Parfitt nicht an. Unbeirrt zelebrieren die beiden verbliebenen Original-Quo-Mitglieder ihren Zweieinhalb-Riffe-Rock, unterstützt von Keyboarder Andy Bown, Bassist John Rhino Edwards und Schlagzeuger Matt Letley. Ein Unterschied zwischen den alten Hits - von „Roll Over, Lay Down“ über „The Wanderer“ bis natürlich zu „Rocking All Over The World“ - und den Songs der neuen Platte „Heavy Traffic“ ist kaum zu hören, mal abgesehen davon, dass sich „Solid Gold“ ein wenig enger an den Blues anlehnt, und damit für Quo-Verhältnisse fast schon als originell gelten kann. Ebenso wie „Gerundula“, bei dem die Brummi-Piloten mit vier Gitarren und ausnahmsweise ohne Druckluftunterstützung antreten.

Status Quo gibt dem Publikum, was das Publikum will. Schätzungsweise 3000 Zuhörer in der schönen Zwickauer Stadthalle (übrigens eine der wenigen Locations in der Gegend mit ausreichend Parkplätzen) waren denn auch begeistert. In Ehren ergraute Altrocker klatschten ebenso mit wie der etwas weniger zahlreich vertretene Pop-Nachwuchs, der sich mal informieren wollte, bei welcher Musik Mama und Papa sich wohl kennengelernt haben. Und die fünf Frohnaturen auf der Bühne stehen zu ihrer Geschichte und haben es einfach nicht nötig, sich was Neues einfallen zu lassen. Breitbeinig rockend und mit reichlich Auslauf auf der Bühne hämmern Parfitt, Rossi und Edwards ihre wenigen Gitarrenläufe runter, strahlen um die Wette, immer im Blickkontakt mit dem Publikum, ein bisschen flachsend: „Wer spricht Englisch?“ - als ob das nötig wäre. Und am Ende, bei der Zugabenrunde nach 65 Minuten Fahrzeit werden sie sogar beinahe gut, als sie ein Medley alter Rock-n-Roll-Songs, unter anderem mit „Great Balls Of Fire“ und „Johnny B. Good“ herunterdreschen. Das Medley war im Übrigen auch die bevorzugte Form der Vorband namens Who’sThat Girl - das Duo aus der Eiffel heizte die Stimmung mit zeitlosen Hits aus dem vorigen Jahrhundert an, ohne die Songs wirklich ernst zu nehmen. Beatles, Who und Elvis wurden bei hohem Wiedererkennungseffekt eher auf der Akustikgitarre totgeschrubbt. Aber damit kann man leben - vielleicht das Richtige für die endlosen Fahrten im Schwertransporter, den Status Quo bis an sein seliges Ende in der Einbahnstraße steuern werden. Pünktlich nach anderthalb Stunden jedenfalls ist Schluss. Mit einem letzten Vollgas-Riff legt sich der Brummi auf die Seite und ruht sich aus für die nächste Tour. Es gibt spannendere Strecken, witzigere Acts, aber das Vehikel Status Quo hat durchgehalten - und das kann man nicht von allen sagen, die vor über 30 Jahren an den Start gegangen sind.

Von Matthias Zwarg