Pressebericht - Wetzlar 01.06.2006

copyright Usinger Stadtanzeiger (Lademann)

Im Gleichschritt mit dem Boogie-Rock

Partystimmung in Wetzlarer Rittal-Arena: Status Quo begeistern 1000 treue Fans mit alten, bewährten Hits.

WETZLAR (lad). Die Party ist noch nicht vorbei - nach 40 Jahren auf der Bühne des Rock´n´Roll. Unverändert die rollende Boogie-Lok antreibend hat am Dienstagabend die britische Rocklegende Status Quo seine knapp 1000 Zuhörer in der Rittal-Arena auf eine Fahrt in die 70er Jahre mitgerissen. Denn die große Mehrheit der anwesenden Fans ist mit der Band zusammen gealtert. Und so ist die Freude am größten, wenn alle die wilde Jugendzeit noch einmal reflektieren lassen können. Als Punkt 21 Uhr nach dem Auftritt der schweizerischen Vorgruppe "Vivian" der riesige Vorhang fällt, beginnt die Erinnerungstour sogleich mit drei Klassikern - "Caroline", "Something ´bout you baby I like" und "Don´t waste my time". Vor obligatorischer weiß-schwarzer Lautsprecherboxen-Wand zelebrieren Francis Rossi, Rick Parfitt - die einzigen der Urbesetzung - und Co. die Hymnen ihres Beitrags zum Rockolymp. Dabei zieht sich die Quo-Handschrift von vorne bis hinten durch: Der ewige Gleichschritt im Banne des Bluesschemas hat bis heute am Sound der Band nichts geändert. Nach 70er-Hits wie "Rain" und "Hold you back" gibt es dann nämlich auch ein kurzes Set aus dem 2002-Album "Heavy Traffic". "Creepin´ up on you" und vor allem die Abgehnummer "All stand up" führen die angepeilte Richtung fort: eingängige und leichtverdauliche Melodien, überschaubares Harmoniegerüst. Einzig der originäre Titel "The Oriental" sticht aus dieser Dreierpartie mit ironisch stampfenden Gestus aus der Rolle.
Als dann vier Gitarristen (Rossi, Parfitt, Keyboarder Andrew Bown und Bassist John "Rhino" Edwards) im Vierergespann am Bühnenrand die Saiten anschlagen, ist klar: "Gerdundula" (Gerd und Ulla), der älteste Song (1971) des Programms mutiert zum abwechslungsreichen Höhepunkt des Abends. Folkloristisch in mittelalterlicher Liedermanier kam dieser Song beschwingt daher. Nur das integrierte plumpe Schlagzeugsolo Matthew Letleys wollte nicht so recht passen.
Das neue Album "The party ain´t over yet" soll die Endlosschleife der Boogie-Rock-Manie verkünden und an dem Bisherigen anknüpfen. Deshalb erklingt von der neuen Scheibe lediglich "Belavista Man". Macht ja auch nichts. Schließlich bleibt die Partystimmung bei den bewährten Hits länger am Kochen: Bei den Ruhmeshymnen "Down Down", "Whatever you want" und "Rockin´ all over the world" hat auch der Letzte im Saal seine Mitfahrkarte gezogen. Es wird im Takt euphorisch geklatscht, lautstark mitgesungen, die Hüften bereitwillig geschwungen. Nur schweißgebadet wie vor 30 Jahren geht keiner mehr aus dem Konzert heraus. Aber: die Party geht weiter - für die Fans und für die Band. Als Zugabe grölen alle "Bye bye Johnny" (1975).
Wie es die junge Rockgarde drauf hat, bewies die Einheizer-Band "Vivian" aus Zell/Luzern. Mit ihrem druckvollen melodischen Gitarrenrock katapultierte sich das Quartett um Frontmann Roger Vivian regelrecht als Geheimtipp hervor. Ihr neues Album "Don´t look down" im Gepäck präsentierte die Band eine energiegeladene Mischung aus luftigem Pop-Rock, Fun-Punkrock und Crossover. Die jeweilige Nähe zu bekannten Bands wie Sum 41, Blink 182 oder Lip Bizkit ist dabei nicht zu verkennen. Songs wie "It´s so funny", "Fair is fair", "What´s your problem" schimmern mit Hitpotenzial hervor. Abgesehen davon, dass einige Status Quo-Zuhörer in der Umbaupause sich Vivian-CDs zulegten, hätte der Band ein jüngeres headbangendes und crowdsurfendes Publikum gut getan.