Stuttgart - Interview mit Francis Rosi 02.06.2006

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Die Rockband Status Quo ist noch einmal auf Tour - und Sänger Francis Rossi nimmt es auch nach 40 Jahren gelassen "Mein Luxus ist es, einfach zu Hause zu sein"

Erfolgszahlen: 120 Millionen verkaufte Alben, 55 Hit-Singles, sieben Jahre in den britischen Charts. Nach 40 Jahren Status Quo geht die Band einmal mehr auf Tour.
Herr Rossi, das aktuelle Status-Quo-Album heißt "The Party Ain"t Over Yet". Inwieweit ist dieser Titel programmatisch?
Viele unserer Fans haben immer wieder Bedenken, dass wir uns auflösen werden, und damit haben wir einmal mehr gesagt, dass die Party eben doch noch nicht vorbei ist.

Sie können auf eine 40-jährige Karriere zurückblicken, haben 5000 Konzerte gespielt - was mögen Sie denn mehr: das Live-Spielen oder Aufnehmen?
Schwierig. Mein Studio ist bei mir zu Hause, das ist natürlich sehr angenehm. In diesem Moment hasse ich es live zu spielen, dann macht es Spaß, und ich will nicht wieder zurück ins Studio. Aber seit ich 16 bin, mache ich eben nichts anderes. Also kann ich mir gar nichts anderes vorstellen. Aber ich mag es zu Hause schon gerne.

Was treibt Sie an, dennoch jährlich auf Tour zu gehen, wenn es denn zu Hause so schön ist?
Um ehrlich sein: Wir sind kleine Rampensäue. Nach einem Konzert fühlt man sich einfach gut. Davor ist es nicht gut, währenddessen ist es ganz okay, aber danach ist es super. In England gibt es das Sprichwort, dass die längste Reise mit dem ersten Schritt anfängt. So geht es mir mein ganzes Leben.

Und Sie machen die Reise von Status Quo gemeinsam mit Rick Parfitt. Wie würden Sie Ihre Beziehung beschreiben?
Das kann ich nicht. Ich kenne doch nichts anderes. Die meiste Zeit kommen wir gut miteinander aus, manchmal sprechen wir einfach gar nicht, aber richtig streiten tun wir nicht. Rick ist aber der Wildere von uns beiden. Er feiert immer noch sehr gerne. Ich bin dagegen eher langweilig.

Aber Sie hatten doch ebenfalls dieses wilde Leben?
Das schon, aber nicht so wild wie einige andere, die ich kannte. Ich wusste aber auch, wann Schluss ist. Ich habe beispielsweise über Nacht mit dem Kokain aufgehört. Getrunken habe ich nie gerne.

Sie haben mit Status Quo 120 Millionen Platten verkauft, waren 110-mal bei "Top of the Pops" und so weiter - was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
Ach, das sind doch nur Zahlen. Das gehört zum Showbusiness und zum Marketing dazu. Es ist eine unrealistische Welt.

Und was bedeutet in Ihrem realen Leben Luxus für Sie?
Einfach zu Hause zu sein. Ich lebe schon seit 31 Jahren hier in Surrey in der Nähe von London. Wenn ich einen Ort gefunden habe, an dem ich mich wohl fühle, bleibe ich dort. Das Haus ist zwar groß, aber nicht unbedingt in irgendwelchen Magazinen vorzeigbar. Ich habe insgesamt acht Kinder, fünf davon wohnen gerade hier, und meine Frau hat noch ein paar Gäste aus Amerika zu Besuch. Es ist einfach ein bisschen verrückt. Aber das ist das wahre Leben: die Kinder zur Schule zu bringen, den Hund füttern und auch seinen Dreck wegmachen. Das erdet einen.

Sie haben acht Kinder. Mögen die denn Ihre Musik?
Manche ja, manche nicht. Aber alle mögen Musik an sich. Mein ältester Sohn mag die Oper, mein Sohn Nummer zwei mag Rockmusik, mein jüngerer mag die Red Hot Chili Peppers und Green Day - aber sie kennen alle keine Grenzen. Das haben sie von mir.

Fragen von Anja Wasserbäch
Status Quo spielen am 7. Juni auf der Freilichtbühne Killesberg