Pressebericht - St.Leon-Rot 24.09.2005
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„Die ewig gleichen fünf Akkorde“ sind unverwüstlich
Das Publikum in der gut gefüllten Harres Sporthalle und die Rock-Veteranen von Status Quo hatten zusammen einen Heidenspaß

Seit 40 Jahren auf der Bühne – und kein bisschen leise: Rick Parfitt (li.) und Francis Rossi von Status Quo. Foto: Agentur
Von Armin Rößler

St. Leon-Rot. Schon beim Intro vom Band klatscht die halbe Halle mit – und als die fünf Musiker auf die Bühne kommen, werden sie mit stürmischen Applaus belohnt, ohne auch nur eine einzige Note gespielt oder einen einzigen Ton gesungen zu haben: Status Quo haben sich in 40 langen Jahren ein treues Publikum erspielt. Und so wussten die Zuhörer am Samstag Abend in der gut gefüllten Turnhalle des Harres in St. Leon-Rot auch, was sie zu erwarten hatten. Die Rocklegenden legten vor dem charakteristischen Bühnenaufbau mit den weißen Verstärker-Türmen auch gleich kernig los: Mit „Caroline“ gab’s einen der alten Hits – im Jahr 1973 war die Nummer die erste Top-Fünf-Single der Band – in typischer Status-Quo-Manier. Das bedeutet schnörkellosen Boogie-Rock mit Ohrwurm-Qualität, der die Fans zum Tanzen, Klatschen und Feiern animiert.

Die aktuelle Tour der Band steht unter dem Motto „40 Jahre Status Quo“. Tatsächlich gibt es diesen Namen aber erst seit 1967: Die Gruppe um die beiden letzten verbliebenen Gründungsmitglieder Mike „Francis“ Rossi und Rick Parfitt hatte sich 1965 unter der ursprünglichen Bezeichnung „The Spectres“ zusammengefunden, sich anschließend erst in „Traffic Jam“, dann in „Status Quo“ umbenannt. Unter diesem Namen erschien dann 1968 auch die Single „Pictures of matchstick men“, nachdem vorher bereits vier Singles unter den beiden anderen Bandnamen veröffentlicht worden waren. Mit dem 1970 erschienenen dritten Album „Ma Kelly’s Greasy Spoon“ stellte die Band die Weichen in Richtung der Musik, für die sie ihre Fans auch heute noch lieben: tanzbarer Boogie-Rock, geradlinig und ohne überflüssigen Firlefanz gespielt. Mitte der siebziger Jahre hatten sich Status Quo mit fetzigen Hits wie „Down down“ oder „Rockin’ all over the world“, das im Original von John Fogerty (Creedence Clearwater Revival) stammt, dann endgültig ihr Publikum erobert. Einen späten Hit hatten Status Quo noch einmal in den Achtzigern, als der Titelsong des Albums „In the army now“ (1986) – der im Harres übrigens nicht gespielt wurde – die Charts stürmte. Vergangenes Jahr wurde das Doppelalbum „XS All Areas“ veröffentlicht, auf dem größten Hits vereint sind. Insgesamt konnte die Band 52 Singles in den britischen Charts platzieren, bis heute wurden 110 Millionen Tonträger verkauft.

Beim Konzert im Harres boten Francis Rossi (Gitarre und Gesang), Rick Parfitt (Gitarre und Gesang), John „Rhino“ Edwards (Bass und Gesang), Andrew Bown (Keyboards, Gitarre und Mundharmonika) und Schlagzeuger Matt Letley eine 100-minütige Show, bei der ganz klar die Musik im Vordergrund stand. Große Ansagen oder eine ausufernde Kommunikation mit dem Publikum sind nicht die Sache von Frontmann Francis Rossi: Der zeigte sich äußerst wortkarg, wandte sich nur vier- oder fünfmal mit spartanischen Ansagen an die Fans und ließ ansonsten seine Gitarre sprechen. So reihte sich fast nahtlos ein Ohrwurm aus der glorreichen Vergangenheit an den anderen: „Down down“ (1974 die erste Nummer eins der Band in den britischen Charts), „Whatever you want“ (1979) oder „Rockin’ all over the world“ (1977) sorgten für ordentlich Bewegung in der Menge, stellenweise stand die Halle Kopf und die Post ging so richtig ab. Ob „The Wanderer“, eine Coverversion des Sechziger-Jahre-Hits, die Status Quo 1984 herausbrachten, oder „Rollin’ Home“ vom 86er-Album „In the army now“ – das Publikum hatte seinen Spaß.

Auch vom neuen Album „The party ain’t over yet“ – einem augenzwinkernden Titel, der gut zum 40-jährigen Bandjubiläum passt – wurden zwei Songs gespielt. Da die CD erst ein paar Tage vor dem Konzert im Harres erschienen war, fielen die Reaktionen auf das von Rick Parfitt gesungene „Belavista Man“ noch eher verhalten aus, auch wenn der typische Status-Quo-Stil natürlich mühelos zu erkennen war. Weniger zurückhaltend wurde dagegen der Titelsong des neue Albums aufgenommen, ein Stück mit leichten Folkanklängen, das auch als Single erschienen ist und sich prompt als Neueinsteiger in den britischen Charts gleich wieder auf Rang elf platzieren konnte.

Was der Band seitens der Kritik immer wieder Spott oder gar boshafte Kommentare einbringt – dass sie seit 40 Jahren die ewig gleichen fünf Akkorde rauf- und runterspielt –, ist genau das, was die Fans von Status Quo lieben. Bei „Rockin’ all over the world“ durfte das begeisterte Publikum den „I like it“-Refrain lautstark mitsingen und hatte auch, als die Band danach die Bühne verließ, noch lange nicht genug. Statt der üblichen Zugaberufe verlangte der Chor der Fans singend nach „Status Quo“ und die ließen sich nicht allzu lange bitten. Das wohlbekannte „What your proposing“ leitete ein Medley ein, mit dem sich die Truppe durch ihre Bandgeschichte spielte. Nach zwei weiteren Zugaben war dann Schluss und der lang anhaltende Applaus zeigte, dass die Fans mit der gelungenen Darbietung mehr als zufrieden waren. Auch nach 40 Jahren liefern Status Quo immer noch eine schweißtreibende und vor allem unterhaltsame Party ab.

Im Vorprogramm hatte die Band „Morris“ die Stimmung angeheizt. Die vierköpfige Truppe um Sänger und Gitarrist Wayne Morris hat 2004 ihr Debüt-Album unter dem Titel „The right thing“ veröffentlicht. Knapp über 30 Minuten lang spielten „Morris“ Rocksongs mit eingängigen Melodien und energischen Refrains, dazwischen auch mal eine kraftvolle Ballade wie die Single „Pray“. Das kam bei den Status-Quo-Fans richtig gut an, erntete mehr als nur höflichen Applaus und war ein idealer Appetithappen vor dem Auftritt der Hauptband.