copyright Rheinische Post
Rüstige Hitmaschine
Düsseldorf 01-04-2003. Von wegen Aprilscherz. Es gibt sie noch zuhauf,
Uralt-Bands mit Gründungsdatum in den Sechzigern, die als untote Rock"
-n" -Roll-Zombies im wesentlichen nur noch zwei Ziele verfolgen: 1.) ein
finanziell gesichertes Alter sowie 2.) mit vertrauten Sounds den Fans
noch einmal das Gefühl zu vermitteln, irgendwann mal jung gewesen zu
sein. Immerhin 3700 waren zum nostalgischen Doppelpack mit "Manfred
Mann's Earth Band" sowie "Status Quo" in die Philipshalle gekommen.
Musikalische Innovation hat bei dieser Paarung sicherlich niemand
erwartet, gute Laune-Stimmung hingegen schon.
Für Letzteres erweisen
sich die Rock-Rentner von "Manfred Mann's Earth Band" als krasse
Fehlbesetzung. Keyboarder Manfred Mann, der bereits in den frühen
Sechzigern popmusikalische Erfolge feiern konnte und der unter anderem
mit inhaltsvollen Zeilen wie "Do wah diddy diddy" in die Annalen des
Brit-Pop gelangt ist, taugt als Stimmungsmacher ungefähr wie ein
Reisigbesen zum Interkontinentalflug.
Sicherlich gehen er, Gitarrist Mick Rogers oder auch Bassist Steve Kinch
als leidlich gute instrumentale Handwerker durch, doch was ihnen fehlt,
sind ureigene Ideen. Hier sind abgeklärte Routiniers am Werk, die sich
nicht einmal die Mühe machen, den mangelnden Spaß am eigenen Tun auch
nur ansatzweise zu kaschieren. Insbesondere die Instrumentalpassagen
offenbaren die Diskrepanz zwischen handwerklichem Können und grandios
inszenierter musikalischer Langeweile. Da helfen auch einstige Hits wie
das kernige "Demolition Man", "Blinded By The Light", "Davy" s On The
Road Again" oder "Quinn, The Eskimo" wenig. Bei dem Dylan-Cover hält es
die "Earth Band" offenbar für eine geniale Idee, mittendrin noch Riffs
des "Deep Purple"-Klassikers "Smoke On The Water" einzubauen. Bis auf
einige ganz eingeschworene Fans hält sich der Jubel in Grenzen.
Ganz anders hingegen der Club der rüstigen Rocker von "Status Quo". Das
Front-Duo Rick Parfitt (Gesang, Gitarre) und Francis Rossi (Gesang,
Gitarre) stimmt "Caroline" an, und die Fans sind spontan hingerissen,
intonieren ihren Schlachtruf "Na-na-na-na, hey hey Status Quo", und wo
genügend Platz ist, wird getanzt. So simpel die zwischen Rock " n" Roll
und Rhythm " n" Blues angesiedelte Rhythmusstruktur auch anmuten mag, so
funktioniert sie doch nicht ohne ein ausgeklügeltes, im Fall von Parfitt
und Rossi nahezu symbiotisches Zusammenspiel der Gitarren. Nur so macht
auch die x-te Variation des eingängigen Grundschemas noch Spaß.
Mit der souveränen Kraft, die ein amerikanischer "Big Block"-V8-Motor
schon bei niedrigen Drehzahlen entwickelt, läuft die "Quo"-Hitmaschine,
die einige Medleys in das Programm eingebaut hat, über 100 Minuten
ununterbrochen.
Neben Klassikern wie "Don" t Waste My Time",
"Gerdundula", "Whatever You Want" und die "Quo"-Hymne "Rockin" All Over
The World" werden auch Songs aus dem jüngsten Album "Heavy Traffic"
präsentiert.
Musikalisch durchaus ambitionierte Titel wie das energetische "All Stand
Up", das raue "Creepin" Up On You" oder "Heavy Traffic" mit kleinen
Anleihen beim "Stones"-Klassiker "Satisfaction" zeigen, dass "Status
Quo" keinesfalls in die verstaubte Oldie-Schublade gehört, sondern auch
noch aktuell Hinhörenswertes zuwege bringt.
Dass dabei natürlich der "Quo"-typische Sound dominiert, will den
sympathischen Briten wohl niemand ernsthaft vorwerfen.
Von BERND SCHUKNECHT