Bremen - Pressebericht 12.10.2006

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Altrocker bringen Pier 2 zum Kochen

Die Band "Status Quo" nordet Fans mit satten Beats ein
Von Alice Bachmann

BREMEN Es braucht schon eine gewisse körperliche Konstitution, um ein Konzert der legendären Rockband "Status Quo" in vollen Zügen zu genießen. Das zeigte sich am Donnerstagabend im Pier 2, wo die Bühnen-Dinosaurier, die seit vier Jahrzehnten beherzt in die Saiten greifen, die gut gepackte Halle zum Kochen brachten.

"I like it ..." und "In the Army now" und all die anderen Hits werden in zum Genre gehörender Lautstärke serviert, was nichts für Menschen mit zartem Hörorgan ist. Wer einen labilen Herzrhythmus hat - schließlich ist auch ein Großteil der Fans mit den Helden in Ehren gealtert -, wird mit kräftigen, satten Beats auf "Status-Quo"-Takt eingenordet. Auch die Bauchdecke vibriert im doch immer etwas ähnlichen Rhythmus. Da zu den Gitarrenriffs auch noch erdiger Bass und Tastengeräte kommen, macht die Bewegung nicht an der Bauchdecke Halt, auch die inneren Organe werden von den Altrockern ordentlich durchgerüttelt. Der Atemweg muss mit den Abgasen kettenrauchender Fans fertig werden. Und dann heißt es noch, im rechten Moment zur Seite zu treten, wenn der Rock’n’Roll plötzlich mit dem altblonden, bärtigen, bauchigen Nachbarn durchgeht und er armrudernd zu hüpfen beginnt.

Die Gemeinde, in der durchaus auch jüngere und ganz junge Gesichter zu sehen sind, lässt wie schon seit Jahrzehnten das Haupt kreisen oder schüttelt es. Das ergibt zum Teil recht komische Bilder. Da ist das Paar, das bestimmt schon Silberhochzeit hatte: Sie trägt das Handtäschchen salopp schräg über der Schulter und lässt munter die Dauerwelle im Takt wippen. Er hat zwar kaum noch Haare, dafür aber seine Luftgitarre mitgebracht, um wie die Idole viel weiter vorne auf der in hektische Lichtkegel getauchten Bühne jeden Akkord und jeden Ton zu zelebrieren.

Genau anderthalb Stunden spielen die "Jungs" ihre alten Hits, nach der Vorgruppe "Vivian" und der Umbaupause. Den Armee-Titel haben sie sich für die erste Zugabe aufgehoben, zu der sie sich gar nicht lange bitten lassen. Aber auch dieses Stück wird wie so viele gar nicht ganz ausgespielt. Den Refrain braucht die Band nicht anzustimmen und bei den meisten Liedern reichen die ersten beiden Takte für Begeisterungsstürme des Publikums, das dann kaum seinen Einsatz zum Mitsingen abwarten kann. Zu Beginn des Konzerts ist die Aussteuerung noch so lobenswert, dass sogar Pianoklänge und die Mundharmonika durch das Gitarrengewitter bis zum Balkon kommen. Im Laufe des Abends werden die brachialeren Töne dominanter. Trotzdem: Ein riesiger Spaß. Hoffentlich bleiben die Musiker noch lange fit und kommen wieder.