Presse-Bericht Bad Salzungen 14.3.2003

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VON KLAUS-PETER KASCHKE

BAD SALZUNGEN - Seit fast vier Jahrzehnten sind sie unermüdlich auf den großen Bühnen dieser Welt präsent – und manchmal auch auf den kleinen wie in der Werner-Seelenbinder-Halle in Bad Salzungen. Die Band namens «Status Quo» gibt es nach wie vor, und die immer noch aktiven Gründungsmitglieder Rick Parfitt und Francis Rossi (beide Gitarre und Gesang) und ihre drei Mitstreiter an Keyboard, Bass und Drums wurden von den Zuhörern begeistert empfangen und später für ihre rundweg perfekte «Heavy Traffic»-Show frenetisch gefeiert. Dabei präsentierten sich Parfitt und Rossi – beide altersmäßig auch schon deutlich in der zweiten Hälfte des Lebens angekommen – erstaunlich frisch und munter, voller Kraft und Spielfreude, die von den ersten Tönen an auf das Publikum übersprang und den Abend zu einer ausgelassenen Party werden ließ. Was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass die Musik von «Status Quo» dem Zuhörer prinzipiell nur wenig abverlangt - bei allen Songs handelt es sich um einfach strukturierte, fast immer im gleichen Rhythmus und mit nur wenigen Akkorden gespielte Gitarrenrock-Stücke, die vor allem darauf angelegt sind, ins Blut und in die Beine zu gehen, als großartig zum Nachdenken anzuregen. Und gerade deshalb ihre einzigartige Wirkung beim Publikum entfalten, das sich bei den Klängen der Radio bekannten Klassiker ebenso wiederfindet wie bei den Songs des aktuellen, im Vorjahr veröffentlichten Albums «Heavy Traffic», das sich von den tradierten «Status Quo»-Klangstrukturen in nichts unterscheidet und damit die jahrzehntelange Kette fortsetzt, die Parfitt und Rossi bereits begonnen hatten, als selbst Mick Jagger und John Lennon noch spätpubertäre Hüpfer waren. Der Rock’n’Roll von Bill Haley und Chuck Berry war bereits etliche Jahre sanft entschlummert, als Mitte der 60-er Jahre eine Band auf den Plan trat, die genau mit dieser Musik noch einmal den großen Durchbruch schaffen wollte – traditionellem Rock’n’Roll, dank elektrischer Gitarren weitaus beherzter vorgetragen als noch wenige Jahre zuvor üblich, aber dennoch stark an den Vorbildern angelehnt. Eigentlich nicht gerade die perfekte Grundlage für eine nachhaltige Karriere im schon damals hart umkämpften Musik-Business der Beatles-, Rolling-Stones-, Deep-Purple- und Led-Zeppelin-Ära.

Musik lebt vom zupackenden Rock-Rhythmus

Dabei ist eigentlich nichts an «Status Quo» wirklich einzigartig – selbst die Stimmen der beiden Leadsänger Parfitt und Rossi sind zuweilen austauschbar, sie bleiben aber im Zusammenspiel mit dem von vollen, immer leicht, jedoch nie unangenehm verzerrten Gitarren geprägten Sound im Gedächtnis der Zuhörer hängen, die sich selbst nach Jahren noch an den einen oder anderen im Radio gehörten Song erinnern, ohne ihn nun unbedingt «Status Quo» zuordnen zu können. Deren Musik lebt, von einigen durchaus hörenswerten Gitarrensoli der Musiker einmal abgesehen, maßgeblich von dem zupackenden, sich im Laufe des Konzerts auch nur wenig veränderndem Rock’n’Roll-Rhythmus, der sich wie ein roter Faden durch den gesamten Auftritt des Quintetts zieht.

Statt Filigrantechnik schwer schuftende Arbeiter

Nicht zuletzt dank der brachialen Lautstärke, die sich aus den Boxen über die Zuhörer erströmt und die Musik im wahrsten Sinne des Wortes in Blutgefäße, Knochenmark und Nervenfasern fahren lässt, kommen «Status Quo» ebenso schnell in Wallung wie ihre Zuhörer. So will das Publikum seine Lieblinge sehen - als schwer schuftende, musikalisch immer ein bisschen grobmotorisch wirkende Rock’n’Roller denn als Filigrantechniker, die «Status Quo» schließlich auch nie waren. Das stellten nicht zuletzt der im zweiten Teil des Konzerts vorgetragene Klassiker «Whatever You Want» und die ultimative Hymne «Rockin‘ All Over The World» deutlich unter Beweis. So erwies sich das mit Spannung erwartete, mit großem Equipment ausgestattete und vor allem blendend ausgeleuchtete «Status Quo»-Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle Bad Salzungen als perfekt abgestimmte Show ohne großen Schnickschnack, in der der «Old School Rock‘n’Roll» noch einmal zum Leben erweckt wird. Bis heute sind sich die Männer von «Status Quo» vorbehaltlos treu geblieben und keinen Millimeter von ihrem geliebten Rock‘n Roll abgewichen. Die Fans haben ihren Idolen die Treue gehalten, auch wenn der örtliche Veranstalter Michael Glotzbach aus Vacha angesichts des schleppenden Kartenvorverkaufs lange fürchten musste, die Halle voll zu kriegen.

Alle Beteiligten kamen voll auf ihre Kosten

Am Ende konnte er sich aber angesichts 1800 Zuschauern relativ gelassen zurücklehnen und gemeinsam mit ihnen einen Abend mit einer der erfolgreichsten britischen Bands genießen, bei dem alle Beteiligten voll auf ihre Kosten kamen. Nach fast genau 100 Minuten Showtime war schließlich Feierabend - die Band verabschiedete sich artig, feuerte die Drumsticks ins Publikum und verschwand in den Bandbus, schon wieder auf dem Sprung zum nächsten Auftritt in Leipzig. So wie seit fast vierzig Jahren. Ein Leben für den Rock’n’Roll - es lässt sich mit zwei Worten zusammenfassen: «Status Quo».