Pressebericht Aalen (04.10.2005)

copyright Schwäbische Zeitung

Die Rocker geben richtig auf die Ohren

AALEN (cl) "Status Quo" ist Lateinisch und meint einen "bestehenden Zustand" zu einer bestimmten Zeit. Die Band Status Quo hat diesen Zustand vor etwa 30 Jahren erreicht. 1800 Fans in der Aalener Greuthalle hörten, dass er sich bis anno 2005 nicht verändert hat. Und das ist auch sehr gut so.

40 Jahre nach der Gründung der Band, oder 30 Jahre, 55 Hit-Singles, 120 Millionen verkaufter Platten und einer Bypass-Operation nach dem ersten Bühnenauftritt stehen Rick Parfitt und Francis Rossi in weißen Turnschuhen in der Greuthalle. Die Fans sind mit ihnen gealtert. Sie haben mit ihnen Falten bekommen und mit Parfitt eine hohe Stirn. Mancher brave Familienvater hat für den Abend die alte Jeans-Jacke hervorgekramt oder das Tour-T-Shirt, das belegt, dass er schon Mitte der 80er dabei war.

"Rocker" steht auf Rossis schwarzem T-Shirt. Das ist in etwa so sinnvoll, als trüge Ottfried Fischer als Bulle von Tölz ein Hemd mit der Aufschrift "dick". Die Fans in Aalen wissen, wer die Fünf da oben sind: Rocker. Und was sie von ihnen zu hören bekommen: Rock. Ehrlichen, harten Gitarrenrock.

Den gibt es gute eineinhalb Stunden statt auf die Ohren, nachdem zuvor die Herren von "Morris" das Publikum schon humorig-fetzig aufgewärmt haben. Weil sie eigentlich fürs Merchandising der Quo zuständig sind, bieten sie direkt nach ihrem Auftritt im Foyer wieder T-Shirts und CDs feil. Vor allem "Status Quos" jüngstes, das 30. Album, "The Party Ain"t Over Yet", das auch der Tour den Namen gab, soll unters Volk. Die Werbung dafür läuft jedoch im Saal.

"The Party Ain"t Over Yet" ist auch derjenige der 13 neuen Songs, den die Fans schon am besten mitsingen können. Gut an kommt auch noch "Kick me When I"m Down". Die Texte sind meist so einfach wie das 40 Jahre alte musikalische Strickmuster der Songs. Der Viervierteltakt rollt mal wie ein Dampfzug durch die Halle, mal marschiert er wie eine Armee im Gleichschritt.

Dann kommen endlich die großen, alten Hits. Mit "What you"re proposin"?", "Rockin" All Over the World", "What ever you want" seien drei genannt. Ihren größten Kassenschlager "You"re In the Army Now" lassen "Status Quo" weg. Wie auch die Zugabe. Egal. Sie kommen auch nach dieser Tour sicher noch mal wieder.

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"Status Quo" übertreiben
(copyright Ipf- und Jagstzeitung - Aalener Nachrichten)

AALEN - Hans Jürgen Thalheimer, Geschäftsführer des Aalener RMS-Reisebüros, hat Behauptungen zurück gewiesen, die Karten für das Aalener "Status Quo"-Konzert seien überteuert gewesen. Auf den Preis habe er kaum Einfluss gehabt. Ähnlich sieht das der Gmünder Veranstalter Rainer Koczwara.
Von unserem Redakteur Florian Burkhardt

Zwischen 37,50 und 45 Euro hatten die Karten in der Greuthalle für die Kult-rocker gekostet. Aus Sicht mancher Besucher zu viel. Der Veranstalter des Abends, Hans Jürgen Thalheimer, sieht dies anders: "Es waren 35 Leute im Einsatz, die kosten Geld. "Status Quo" kosten Geld und die Greuthalle auch", sagte er unserer Zeitung. Auch müsse man die Flüge von England nach Deutschland, die beiden Nightliner-Busse sowie das Catering berücksichtigen. Thalheimer: "Das Catering allein hat schon 3500 Euro gekostet."

Veranstalter tragen das Risiko

Er habe auf die Ticketpreise kaum Einfluss gehabt, so Thalheimer. Die Veranstalter müssten ihre Preiskalkulationen den Gagenforderungen der Bands anpassen: Zur Gage, meist etwa 70 Prozent des Kartenpreises, kämen Vorverkaufsgebühren und Mehrwertsteuer sowie eine Marge für den Veranstalter. Da aber die Bands oft einen Teil ihrer Gage vorab forderten, trügen die Veranstalter ein hohes Risiko: Verkauften sie viele Karten, könnten sie ihre Kosten decken und Gewinn machen. Bei stagnierenden Zahlen sei Verlust wahrscheinlich. Beides könne man kaum vorhersehen, da der Kartenvorverkauf meist erst zum Schluss hin anziehe. Bei "Status Quo" seien dank 1800 Zuschauer schwarze Zahlen geschrieben worden, allerdings habe man etwa im Falle Xavier Naidoo nachträglich 100 000 Euro drauf bezahlt. Thalheimer: "Das schwächste Glied in der Kette sind wir."

Unterstützung bekommt er von Rainer Koczwara, dem Geschäftsführer der IMK-Konzertagentur Schwäbisch Gmünd. "45 Euro für eine solche Band sind zu teuer", findet der Konzertveranstalter.

"45 Euro sind zu teuer"

Allerdings sei daran nicht Thalheimer schuld, sondern "Status Quo" selbst mit einer vermutlich übertriebenen Gagenforderung. Das RMS-Reisebüro sieht davon relativ wenig, ist sich Koczwara sicher und greift zum Taschenrechner: Bei einem Kartenpreis von 45 Euro blieben nach Abzug von Vorverkaufsgebühr und Mehrwertsteuer zwischen 35 bis 36 Euro für den Veranstalter übrig. Mit den Gesamteinnahmen müsse er aber zuerst den Verlust ausgleichen, der ihm durch die Bandgagen sowie alle weiteren Aufwendungen, etwa Hallenmiete oder Strom, entstanden sei. Bei wenig Publikum drohe darum ein geringer Kartenumsatz und damit Verlust.

Branche verliert Bodenhaftung

Ein Blick auf die Homepage der Ticketservice CTS bestätigt Koczwaras zweite Vermutung: Dort werden "Status Quo"-Karten für Koblenz abzüglich einer Gebühr für 37,40 bis 42,90 Euro angeboten. Koczwara: "Das scheint wirklich so, dass die Preise für "Status Q uo" vorgegeben waren."

Unabhängig davon kann der Unternehmer nur den Kopf über die Geldsucht mancher Bands schütteln. Als 2000 die "Rolling Stones" erstmals über 100 Mark für eine Karte verlangten, sei ein Aufschrei durchs Land gegangen. Mittlerweile sei das noch billig. Koczwara: "Wenn man sich das überlegt: Der Gastronom wird geschimpft, wenn er den Cappuccino 20 Cent teurer macht. Aber wenn in Zeiten der Euroumstellung die eigene Gage eins zu eins weitergegeben wird, kommt man damit durch.