Konzertbericht - Weilburg 22.06.2005


Und da stellt man sich doch immer wieder die Frage, warum tut man sich das an, um Status Quo zu sehen. Der Tag ist so herrlich, im Freibad mit den Jungs wäre es doch viel angenehmer als 1,5 Stunden im Stau zu stehen bei Stuttgart und morgens dann am anderen Tag im wahrsten Sinne des Wortes halb-erschlagen ins Bett zu fallen? Man muss wohl grosser Fan sein. (und wie !)

Nichtsdestotrotz die Namen Jethro Tull und Status Quo ziehen einen, der die 70'er bewusst miterlebt hat natürlich in seinen Bann.

Erwartungsvoll lauschte ich gespannt dem Vortrag von Jethro Tull, von denen ich mehrere LP's zu Hause habe und die mir eigentlich immer ganz gut gefielen. Aber was war das für ein Konzert... Was da manchmal aus der Querflöte, Ian Andersons Markenzeichen rauskam, das war ja schon herb. Und wie der Mann über die Bühne huscht, so a la "Ach wie gut das niemand weiss, dass ich Rumpelstilzchen heiss". Komisch, viele Songs vom Tull-Klassiker "Aqualung", aber Leute, da war doch noch mehr, was mir in den 70'ern an Tull gefallen hat. Und unverschämt fand ich dann die Dame die hinter mir stand "Hören Sie doch mit reden auf, wir (Tull Fans) werden doch bei Status Quo auch nicht reden". Das Gespräch mit Patrick war damit schlagartig beendet, wobei ich ihm gerade etwas über Tull und Quo erzählte. Ich empfand den Auftritt von Jethro Tull im übrigen sehr lang, aber auch wenn das Publikum bei "Locomotive Breath" raste, Ian "Rumpelstilzchen" Anderson und Co. hatten endlich fertig.

Was soll man zu Quo's Auftritt sagen, die nach kurzer Umbaupause die Bühne betraten. Ein Unterschied wie Tag und Nacht zu Jethro Tull. Das ist einfach eine Live-Band, die powert von der ersten bis zur letzten Minute. Die inzwischen saunaartigen Zustände in der Halle machten allen zu schaffen, aber Quo's solider Auftritt zog alle in ihren Bann. Sicherlich kennt man als eingefleischter Fan die Setlist auswendig. Aber was soll's. Spielt es eigentlich eine grosse Rolle, ob so oder so bei Status Quo? Ich denke nicht, diese Livehaftigkeit dieser Band lässt nur dem eingefleischten Fan das eine oder andere "was aber wenn der Song statt dem". Diese Spielfreude insbesondere bei "Gerdundula" auf den Punkt gebracht, das ist es was diese Band so ausmacht und die einem auch einen 1,5 stündigen Stau und nächtliche Irrfahrten durchs Hessenland vergessen lassen. Was die Jungs in letzter Zeit aus dem eh schon charismatischen "Gerdundula" gemacht haben, das ist schlichtweg klasse, der Song war für mich neben dem Rocker "Hold you Back" das Highlight schlechthin. Gitarrenübergreifer und dann auch noch gleichzeitiges Weglaufen, wie es Rick und Andy zelebrierten, das ist Augenschmaus. Ob man das Schlagzeug-Solo während "Gerdundula" wirklich braucht, das ist Ansichtssache, das Solo selbst fand ich ok. muss aber sagen, laut schlagen alleine macht auch noch kein gutes oder tolles Drum-Solo. Vielleicht Mal das Publikum einbeziehen, das sah und sieht man ja immer wieder. Die Band schien gut drauf zu sein, wobei ich denke Francis hatte ein bischen Probleme mit seinem Gesang, zumindest verstanden wir ihn kaum. Die Heavy Traffic Songs, sie haben ihren festen Platz im Set und "The Oriental" mausert sich langsam zu einem Stage-Fav.
Muss die Zugabe so kurz gehalten sein? Also ein "Junior Wailing" oder "Paper Plane" das muss schon drin sein. Und komm mir keiner mit "die müssen da und jetzt aufhören", die genannten Songs sind ja keine Longplayer. Sicherlich kann eine verkürzte Zugabe seine Reize haben, wenn man wie in Weilburg kurzerhand nach vielen eindeutigen Handbewegungen der Fans von "...Johnny" auf "Who lotta shaking going on (shake baby shake)" umschwenkt.

Fazit: Quo wie immer solide, aber der Auftritt letztes Jahr in Heppenheim auf dem Hessentag war eine Klasse besser. Wenn schon Doppelveranstaltungen, dann aber im Rahmen eines Open Airs und nicht in einem "SAUNA"-Bierzelt. Aber es gibt ja Fans die gehen sogar mit Schal aufs Konzert, gell.
Last but not least: viele Grüsse an all die vielen Bekannten, die man immer wieder gerne trifft, den Jünti, den Probsti, den Franz Engels, den Till "and the one and only" Berthold, hau rein Junge.
Und unbekannterweise schöne Grüsse an den Jungen, der nach "Bye Bye Johnny" die Bühne stürmte und tatsächlich auf der Bühne noch Autogramme von Rick und Francis erhielt. Und dann noch wie ein Profi "Rock n Roll" ins Microfon schreien, hey das war ein Ding.
xxx Jürgen

Setlist:
Caroline
Something about you babe I like
Break the Rules (ohne Gitarren-Solo)
4500 Times
Rain
Hold you back
All Stand Up
Solid Gold
The Oriental
Creeping Up On You
Mystery Medley
Gerdundula
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin all over the world
Zugabe/encore:
Rock n Roll Music
Bye Bye Johnny "Shake baby shake"